9/03/2017

Ich möchte eigene Kitten!

Es gibt viele Gründe, weshalb einige Katzenbesitzer selbst mal Kitten, von ihrer eigenen Katze, haben möchten. Die Argumente reichen von "Katzen brauchen das, für die Entwicklung" über "Kitten sind einfach so süß!" und "Damit lässt sich gut Geld machen" bis hin zu "Ich möchte, dass meine Katze die Muttergefühle erleben darf" ist wirklich alles dabei.
Und jeder dieser Menschen vergisst dabei das wirklich wichtige: die Gesundheit der eigenen, geliebten Katze, sowie den finanziellen Aspekt und auch die moralischen Probleme von einem unbedachten Wurf.
Wenn du selbst schon darüber nachgedacht hast, bitte ich dich inständig dir diesen Beitrag zu Gemüt zu führen.

Bist du finanziell in der Lage einen Wurf zu Stämmen?

Ein Wurf, welcher verantwortungsbewusst geplant wird, geht extrem aufs Budget. Hierbei muss man die Gesundheitsuntersuchungen der Elterntiere, welche über Jahre hinweg notwendig sind, durchführen und beachten. Dazu kommt die tierärztliche Betreuung der Mutterkatze während der Geburt bis hin zur Grundimmunisierung der Kitten und der Kastration aller Tiere.
Gibt es während der Trächtigkeit oder Geburt Komplikationen, liegen die Kosten eines Wurfes auch gern mal im vierstelligen Bereich. Wer dabei sparen möchte, spart an der Gesundheit oder gar am Leben seiner Tiere.

Machst du wirklich Plus mit dem Kittenverkauf?

Wenn du deinen Wurf verantwortungsbewusst durchführst, bringt er meist mehr Ausgaben als später Einnahmen. Willst du deinen Wurf gesund und artgerecht gestalten und aufziehen? Dann rechne mit mehreren hundert Euro für jedes Kitten.
Wenn du allerdings auf alle wichtigen, und teilweise auch teuren, gesundheitlichen Vorsoge, artgerechte Haltung sowie Ernährung, sind die kosten nicht ganz so hoch. Jedoch produzierst du somit bewusst kranke, verhaltensgestörte Tiere - sofern man diese nicht durch Krankheit, Komplikationen oder Mangel an Initiative verliert.

Sind dir die Risiken während der Deckung, Trächtigkeit und der Geburt bewusst?

Wenn du darauf verzichtest, deine Tiere vor der Paarung gründlich zu untersuchen (z.B. Erb- und Infektionskrankheiten) riskierst du womöglich Katzenleben. Du musst, um die Gesundheit aller Tiere zu gewährleisten, bereits im Vorfeld der Verpaarung eine Menge Geld hinblättern. Wenn du Tiere mit Erbkrankheiten oder Infektionskrankheiten verpaarst, werden diese an die Kitten weitergegeben und somit ihr Leben verkürzen oder gar bedrohen. Auch Kater und Katze stecken sich mit Infektionskrankheiten an.

Bei der Trächtigkeit können Fehlgeburten auftreten, welche die Mutterkatze stark gefährden, genauso, wie bei Komplikationen bei der Geburt. Es ist nicht selten, dass ein Kaiserschnitt notwendig ist, um das Leben der Mutterkatze sowie der Kitten zu retten.

Du wirst damit rechnen müssen, dass nicht jedes Kitten lebend, lebensfähig oder gesund zur Welt kommt.
Dinge wie der Gaumenspalt, ein offener Rücken, Deformierungen oder fehlende Gliedmaßen können in einem Wurf vorkommen. Wenn du kein oder nur wenig Wissen über die Komplikationen, Kittenaufzucht und Maßnahmen im Notfall hast, solltest du keinen Wurf produzieren.

Bist du in der Lage die Nachsorge zu betreiben?

Die Aufzucht von Kitten ist zeitaufwändig, nervenraubend und teuer. Es wird nicht nur Unmengen an hochwertigem Futter von den Kleinen vernichtet bis sie ausziehen können, auch die Impfungen, Entwurmung, das Chippen, die frühzeitige Kastration sowie die Gesundheitszeugnisse kosten Geld. 
Kitten nehmen ab der vierten Woche feste Nahrung zu sich, da kommen in den folgenden acht Wochen, bis sie bereit für den Auszug sind, mehrere hundert Euro für das Futter der Kitten auf.
Wenn die Kitten krank sind, kommen natürlich weitere, hohe Kosten auf dich zu.

Die Natur wird es schon "Regeln"

Ja, die Natur betreibt eine effektive, allerdings durchaus grausame Auslese. Alles, was krank, schwach oder körperlich eingeschränkt ist, verreckt elendig. Das betrifft nicht nur Kitten, sondern auch geliebte Elterntiere. Wenn du dich also vollkommen auf die Natur verlassen möchtest und keine Verantwortung für Gesundheitstest und die ärztliche Betreuung übernehmen willst, stelle dich auf unschöne, traumatische Bilder ein. Die Natur wird es richten, ja, aber nicht so, wie du es für gut oder ansehnlich empfinden wirst.
Das man Lebensunfähige, deformierte oder tot geborene Kitten nicht verhindern kann, ist klar. Auch das Auffressen toter oder gar noch lebender Kitten durch die Mutterkatze ist ebenfalls ein Teil dieser natürlichen Auslese.
Willst du dir das wirklich freiwillig antun?

Die Moral von der Geschicht

Aus meiner Sicht, ein Mensch, der sich für den Tierschutz einsetzt, ist jeder Wurf ein unnötiger Wurf, gerade dann, wenn der Katzenhalter sich keine Gedanken um die Gesundheit und Aufzucht seiner Tiere gemacht hat. Jedes Jahr werden leider hunderttausend "unnötige" Kitten geboren.
Oftmals landen diese in Tierheimen, Pflegestellen, ausgesetzt im Wald oder ertränkt im Fluss. Und das nur, weil schon wieder ein nicht weit denkender Katzenhalter unbedingt einmal einen eigenen Wurf haben wollte oder der Meinung war, seine Katze müsste nicht kastriert werden.
Jeder einzelne Wurf fordert die Tierheime, Pflegestellen sowie alle anderen freiwilligen Helfer aufs maximale was Geld, Geduld, Nerven, Liebe und Aufwand betrifft. Jedes Tierheim hat im Frühjahr ein Katzenauffangproblem, da ausgesetzte, abgeschobene Kitten und trächtige Katzen dort landen.
Daher sprechen sich Tierschützer und tierliebe Menschen gegen eigene Würfe und für die Kastrationspflicht aus.

"Aber es ist doch nur ein Wurf!"

Diesen Satz sagen tausend Katzenbesitzer jedes Jahr. Würde man pro Jahr wirklich nur einen einzigen Wurf vernehmen, den die Katzenhalter selbst großziehen wollen, dann wären unsere Tierheime nicht jedes Jahr aufs neue maßlos überfüllt.
Eine Katze, welche rechtzeitig kastriert wird und keinen Wurf über sich ergehen lassen muss, ist gesünder und leistet ihren Beitrag zur Verringerung des Katzenelends in Deutschland und auf der Welt.

"Ich habe für jedes Kitten ein neues Zuhause!"

Das ist wichtig und schön, wenn man es bereits vor der Verpaarung weiß. Allerdings behebt das nicht das Problem: deutsche Tierheime und Pflegestellen platzen aus allen Nähten. Anstatt selbst Kitten zu produzieren, solltest du deine potentiellen Abnehmer darauf hinweisen, dass genug arme Seelen im Tierheim und auf Pflegestellen auf ein neues Heim warten.
Ebenso solltest du nicht außer Acht lassen, dass diese Kitten womöglich, wenn du nicht frühkastrierst, weitere Kitten in die Welt setzen wird. Aus diesem, und vielen anderen Gründen, sollte man seine Katzenkinder nicht in irgendwelche Hände geben, sondern in Verantwortungsbewusste.

Willst du deinem Tier unnötige Risiken aussetzen?

Wenn du ehrlich zu dir selbst bist, weißt du, dass eigentlich kein Katzenbesitzer der eben mal "einfach so" einen Wurf haben möchte, sich davor um die Gesundheit seiner eigenen Katze Gedanken macht, geschweige denn von den künftigen Kitten.
Du setzt deine Katze bei einem schlecht vorbereiteten Wurf vielen Risiken aus, ob du das einsehen möchtest, oder nicht.

Möchtest du wirklich potentiell kranke Kitten verkaufen?

Und auch jetzt solltest du ehrlich zu dir selbst sein. Wenn du ohne vorherige und begleitende Gesundheitsvorsoge Kitten in die Welt setzt und danach verkaufst, verkaufst du potentiell kranke Kitten. Ob sie nun wirklich krank sind, kann nicht beurteilt werden, da es keine Gesundheitszeugnisse der Eltern gibt - genauso wenig kann gesagt werden, dass sie gesund sind.
Der neue Besitzer kann sich der Gesundheit seiner geliebten Katzen nicht sicher sein und muss womöglich dabei zusehen, wie es nach nur wenigen Wochen elendig an Infektionskrankheiten verreckt. Es kann natürlich auch Jahre dauern, bis nicht heilbare Erbkrankheiten ans Tageslicht gelangen, welche dem Tier leid, schmerzen und einen zu frühen Tod bescheren.
Wenn du nun immer noch bewusst Kitten produzieren möchtest ohne jegliche Vorsoge, scheint es dir egal zu sein, ob die Tiere eventuell einen qualvollen Tod erleiden müssen. Ebenso ist es dir egal, wie viel Schmerz der zukünftige Besitzer erleiden muss.

"Züchter vermehren genauso!"

Diesen Satz hört man ganz oft von Privatpersonen, die "einfach so" einen Wurf haben möchten. Doch es gibt da einige wirklich wichtige Unterschiede:
Seriöse Züchter tun alles erdenklich Mögliche, um die Elterntiere sowie die Kitten gesundheitlich und auch charakterlich gesund zu erhalten. Ihnen sind keine Kosten zu hoch noch die Arbeit zu viel, um den Tieren das bestmögliche Möglich zu machen. Nicht zu vergessen ist, dass jeder Züchter ein Zuchtziel verfolgt und daher überhaupt Züchtet.

Wenn man die überfüllten Tierheime/Pflegestellen ansieht, ist sicherlich jeder neue Wurf ein unnötiger Wurf, dennoch ist ein gut durchdachter, verantwortungsvoller Wurf einer Zucht kein Vergleich zu einer Privatperson, die mal eigene Kitten haben möchte.

Es ist ganz egal ob Hauskatze oder Rassekatze, du solltest nur mit ausreichend Gesundheitsvorsorge, Wissen über Genetik, Trächtigkeit, Aufzucht und Ernährung einen Wurf planen, jeder andere Wurf ist verantwortungslos.

Wenn du dennoch einmal eine Katzengeburt erleben möchtest

Du hast den Wunsch, eine Katzengeburt mitzuerleben und die Kitten bei ihrer Entwicklung zu begleiten? Das ist durchaus nachvollziehbar, denn Kitten sind einfach niedlich, interessant und eine Aufzucht kann viel mit einem machen.
Dieses Erlebnis kannst du auch mit einer kastrierten Katze machen, ohne noch weitere Kitten in die Welt zu setzen!

Wie bereits erwähnt gibt es häufig ungewollte, ausgesetzte und abgeschobene trächtige Katzenmütter auf Pflegestellen sowie in Tierheimen. Doch die Betreuung dieser Katzen ist Zeitaufwändig und kann nicht immer direkt gewährleistet werden.
Wenn du bereits ein bisschen Vorwissen, den Willen um die Verantwortung hast, kannst du dich anbieten, der Katze durch diese Zeit zu helfen.
Du selbst lernst über die Vorgänge von Katzengeburten sowie die Kittenaufzucht und hast tatsächlich noch etwas für den Tierschutz getan. Also: Anstatt selbst zu produzieren, lieber einer Katze durch die schwere Zeit helfen, die leider keine andere Wahl mehr haben. 

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